Boule und Pétanque Verband Nordrhein-Westfalen e.V.
 

Tagebuch einer neuen Freundschaft

 
 
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Die Anfrage

Alles begann mit der Nachfrage ob einige russische Triplettes am TOP 48 Turnier des BPV NRW in Krefeld teilnehmen dürfen. Durch eine langjährige Freundschaft mit unserem DPV Vizepräsidenten Alex Bauer reifte der Wunsch des russischen Nationalkaders ein Trainingslager in Deutschland aufzuschlagen und neue Erfahrungen aufzutun. In diesem Zusammenhang wurde auch das Präsidium des BPV NRW befragt, ob diese Möglichkeit eingerichtet werden könnte. Ganz spontan erklärte sich der BPV NRW bereit diese Aufgabe zu übernehmen und fand in den Pétanquefreunden Goch auch schnell einen Gastgeber für die russische Delegation.

 

Die Planung

Schon kurze Zeit nach der Zusage flossen dann auch schon die ersten zaghaften Informationen. Insgesamt sollten es zwei Triplettes mit jeweils einem Reservespieler und Einigen Begleiterinnen werden. Die Anreisen sollten zu unterschiedlichen Terminen geschehen und mit dem Triplette „Buddy“ am Freitag den 20.01.2006 beginnen. Im weiteren Verlaufe der Woche würden dann die anderen Teilnehmer folgen.

Mit der Boulehalle Goch wurde sofort ein Trainingsort gefunden, der die gesamte Woche die Möglichkeit des kostenlosen Trainings gewährleistete. Preisverhandlungen mit ortsansässigen Hotels führten auch sehr schnell zu einem Ergebnis. Nun mussten lediglich noch Turniere gefunden werden, an denen unsere Nationalspieler noch vor dem TOP 48 teilnehmen konnten.

Nachdem er sich die Erlaubnis zur Nutzung der Boulehalle kurzfristig eingeholt hatte, schrieb der Präsident des BPV NRW eine begrenzte Anzahl von niederländischen und deutschen Spielern an, die er zu einem Turnier einlud. Die Resonanz auf diesen Aufruf war so groß, dass in weniger als 30 Stunden, mit 20 teilnehmenden Doublettes der Einschreibung Einhalt geboten werden musste.

Um die Sache nun noch abzurunden, sollte den Gästen auch ein kulturelles Rahmenprogramm geboten werden. Dazu gehörten dann einige Besuche der niederrheinischen Sehenswürdigkeiten.

 

Freitag, 20.01.2006

 

Herzlich Willkommen

Am Freitag war es dann endlich so weit ! Alex hatte uns unsere Gäste um 09.20 h mit ihrer Landung in Düsseldorf angekündigt. In aller Not wurde unser Freund Georg Ossenbach, der an diesem Tag mittags noch zu einer Hochzeit musste, als Helfer in der Not zur vorübergehenden Betreuung engagiert. Der nächste „Betreuer“ Manfred Kuhn sollte nämlich erst um 15.15 h ebenfalls in Düsseldorf landen.

Georg empfing also unsere ersten drei Spieler, begleitete sie zur Autovermietung und fuhr anschließend mit ihnen zum Fernsehturm um in seinem langen Schatten .... eine Partie Boule zu spielen . Gegen 13.00 h musste er sie allerdings dann wieder zum Flughafen bringen, wo sie sich die Wartezeit auf Manfred mit einer gediegenen Mahlzeit verkürzten. Recht pünktlich erreichte Manfred Düsseldorf und es hieß nun, sich auf den Weg nach Goch zu machen.

Ungeduldig wartete der “Präsi“ in Goch auf die Ankunft seines „Partners“ und der ihm unbekannten Russen. Mit einem klitzekleinen Umweg, der aus einer undeutlichen Telefonverbindung und der in diesem Telefonat missverständlichen Beschreibung entstanden war, trafen wir uns dann vor einem amerikanischen Schnellimbiss. Die Begrüßung war kurz aber herzlich und der Funke der Sympathie sprang deutlich sofort über.

Mit der Frage, „Wer spricht Deutsch, Englisch, Französisch oder Niederländisch?“ wurde sofort einer der Neuankömmlinge ausgemacht und in das Präsidialfahrzeug gebeten ?. Schon auf den nun folgenden 6 Kilometern entstand ein angeregtes Gespräch.

 

Darf ich vorstellen ?

Nun waren sie da, unsere ersten Russen der Gocher Vereinsgeschichte. Andrej Kurbanov, Alexander Truschin (genannt Sascha) und Alexander Osokin (genannt Sascha). Na prima, ist ja superleicht zu behalten. Alle heißen Sascha nur Andrej heißt Andre Mit Alex Bauer sollte ja am Mittwoch noch ein weiterer deutscher „Sascha“ zu uns stoßen.

Durch geschicktes Ausfragen (in Englisch) hatte der Präsi schnell herausgefunden, dass der kleine Sascha (O.) Direktor (also vermutlich Leiter in führender Position) eines Maschinenhandels ist. Er wohnt ca. 30 Minuten Fahrzeit von seinem Arbeitsplatz in Moskau entfernt in einem Vorort. Sascha ist verheiratet und hat ein Kind und einen Hund (den Namen habe ich wieder vergessen).

Nun wollte er natürlich auch von den anderen gerne wissen, was die denn so für ihr tägliches Brot tun ?

In einem späteren Gespräch in gemütlicher Runde bei „Präsi’s“ zuhause gab es dann bei einem Ricard die Auflösung.

Sascha (T.), oder auch „der große Sascha“, ist Direktor eines Autoteilevertriebes in St. Petersburg. Er ist nicht verheiratet und spricht leider „aktiv“ keine fremde Sprache (behauptet er zumindest, denn nach dem Ricard löste sich seine Zunge und man hörte auch Englisches und Deutsches aus seinem Munde). Das war der Beweis. Sascha versteht uns

Andrej ist zwar auch nicht verheiratet, hat aber eine bezaubernde Freundin, die er in absehbarer Zeit zu heiraten gedenkt. Auch Andre ist in leitender Funktion in einer Firma die mit elektronischen Artikeln handelt tätig. Er spricht ein sehr gutes und gewähltes Deutsch und fühlt sich in der Englischen Sprache ebenfalls zuhause.

 

Ihr vorübergehendes Domizil

 

Unsere Fahrt endete nach dieser kurzen Unterhaltung dann in Goch Kessel beim Hotel Restaurant „ter Kelling“. Dieses Hotel hat erst im Mai des Jahres 2005 seine Zimmer geöffnet und ist somit noch annähernd in einem Neuzustand.

Das Hotel umfasst 12 Zimmer, die in modernem Stil eingerichtet sind. Die meisten, sehr großzügigen Räume verfügen über einen Balkon und ein komfortables großes Badezimmer.

Zu dem Komplex gehört auch ein in südländischem Stile eingerichtetes Restaurant. Die Fotos gewähren einen kleinen Überblick über die anheimelnde Atmosphäre. Die einladende Parkanlage, die den Komplex umgibt, beherbergt auch einen Spielplatz und eine Minigolfbahn.

Während also unsere Spieler ihre Zimmer bezogen, wartete der Präsi bei einer Tasse Kaffee im Restaurant. Nach kurzer Zeit stießen sie dann dazu und wurden von der Geschäftsleitung ebenfalls zu Kaffee oder einem anderen Getränk eingeladen.

 

Die Boulehalle

Kurz vor 18.00 h war es dann so weit. Man merkte unseren Spielern, die ihre Kugeln alle am Mann hatten, schon an dass sie neugierig waren.

Wie verabredet hatte ein Vertreter der PF Goch nicht nur die Halle bereits geöffnet, sondern auch schon alle Öfen und Heizungen angeschmissen. Es empfing uns eine wohlige Wärme.

Ohne lange Umschweife wurden unsere drei Jung’s begrüßt und in die erste „freie Partie“ einbezogen ! Die Art und Weise wie in der Halle, durch Auswurf der Sau und anschließendem kollektiven Kugelwurf, die Spielpartner zugelost wurden, stieß auf reges Interesse. Auf dieses Art und Weise spielten unsere Freunde an diesem Abend mit mehreren verschiedenen Partnern und lernten so einen nach dem anderen kennen !

Um 21.00 h war dann vom Präsidenten eigentlich ein gemeinsames Abendessen eingeplant gewesen. Da hatte er aber die Rechnung ohne die Spielbegeisterung unserer neuen „Ehrenmitglieder“ gemacht. Die hatten nämlich absolut nicht die Absicht an diesem Abend den geheiligten Boden noch einmal zu verlassen. Das bedeutete dann für Manfred und Berti, dass sie sich alleine, an diesem Abend zum Italiener, schleichen mussten.

 

Samstag, 21.01.2006

 

Russisch Doublette

An diesem Samstag fand in der Gocher Boulehalle das „Russisch Doublette“ statt. 22 Teams waren der Einladung gefolgt. Die beiden Sascha’s formten die eine Mannschaft und Andre und Manfred die zweite. Die Konkurrenz war groß. Aus den Niederlanden waren alleine aus Hilversum 3 Top Teams angereist und die übrigen Teilnehmer waren auch nicht von Pappe.

Offensichtlich verbreiteten unsere russischen Stars sehr viel Freude, denn außer, dass jeder einmal gegen sie spielen wollte, war die Stimmung am Samstag nicht nur über die Maße freundlich sondern auch außergewöhnlich lustig ! Antonio beispielsweise (WM Teilnehmer für die NL aus dem Jahre 2001) erfreute sich daran seine russischen Gegenspieler liebevoll Antonov zu rufen.

Noch bevor die Siegerehrung vorgenommen werden konnte, zu der leider keines unserer beiden Teams aus Russland zählte wurde jedoch schon ein Trikottausch vorgenommen

Driek (aus Hilversum) war der Glückliche oder vielleicht einfach nur der Schnellste, der sein Hilversum Sweatshirt gegen eines der auf 25 Stück limitierten WM-Teilnehmer T-Shirts der russischen Mannschaft tauschen konnte.

Die Begeisterung der Hilversumer ging sogar so weit, dass sie im Juli gemeinsam mit der Gocher Abordnung nach St. Petersburg fliegen wollen um dort an dem Turnier teilzunehmen. Ja, ja, die Holländer sind eben ein reiselustiges Völkchen !

Gewonnen hat dieses Turnier übrigens kein geringerer als Antonio (Antonov) Ruffin mit seinem Partner. Den beiden gelang es als einzige Mannschaft alle 5 Spiele sehr deutlich für sich zu entscheiden !

Und weil halt, wie wir es von Sepp Herberger seit langem schon wissen, nach dem Spiel gleich vor dem Spiel ist, war natürlich für unsere Jungs aus Moskau noch lange nicht Schluss. Direkt im Anschluss an das Turnier wurden sie von mehreren anderen Teilnehmern, die während des Turniers nicht gegen sie spielen konnten, heraus gefordert ! Der Abend war noch jung und sollte noch einige Zeit andauern.

Um 21.00 h und noch etwas gelang es uns dann endlich die Halle zu verlassen und uns den leiblichen Lastern hinzugeben ! Wir gingen essen ! An diesem Abend stand der Grieche auf dem Programm.

Die Ousos vor dem Essen konnten den Appetit nicht so sehr steigern, dass alle alles aufessen konnten. Aber wir trauten uns nicht nach der berüchtigten Tüte für „den Hund“ zu fragen. Einletzter Ouso noch und wir verabschiedeten uns !

 

Sonntag, 22.01.2006

 

Das Hallentriplette in Zevenaar !

Um 10.00 h morgens war der Einschreibeschluss für das Turnier. Ich holte meinen Spielpartner und die Buddy’s beim Hotel ab. Wie verabredet saßen sie beim Frühstück !

Pünktlich um 09.11 h fuhren wir los, querfeldein über Kleve und Emmerich und vor allem auch über den Rhein. Wir erreichten rechtzeitig die 16 Bahnen Boulehalle, die in unmittelbarer Nachbarschaft weiterer Sportstätten lag. Der Empfang war großartig, wir wurden über die Lautsprecheranlage in Deutsch begrüßt und den niederländischen Teilnehmern, die sich ja hier in der Mehrheit befanden, wurde die Anwesenheit des Teams Buddy mitgeteilt. Und wie auch schon in Goch wollten natürlich hier auch alle gegen die russischen Nationalspieler antreten.

Praktisch verbrachten wir einen angenehmen und geselligen Tag in Zevenaar, sportlich gesehen hätten wir eigentlich wieder zum Griechen gehen können. Wir landeten im Mittelfeld, alle !!

Am Abend aßen die Jungs dann im „Hotel ter Kelling“. Da für den nächsten Tag ein Ausflug am Niederrhein geplant war, nahm mein Partner Manfred (Kuhn) noch einmal telefonisch Kontakt zu mir auf um Informationen über den geplanten Verlauf des Tages zu bekommen. Der Einfachheit halber , verabredeten wir uns nach dem Essen noch einmal zu einem Absacker beim Präsidenten zuhause.

 

Ein Abend beim Präsi

Irgendwann so gegen 21.00 h kamen sie dann, Andrej, Sascha, Sascha und Manfred. Recht zurückhaltend betraten sie das „Präsidialamt“. Ich musste sie schon in das Wohnzimmer drängen und ihnen die Sessel unter ihre Hintern schieben, aber nach einer Weile ging es dann. Wir hatten zwar schon eine ganze Weile miteinander verbracht und trotzdem waren sie noch nicht so richtig aufgetaut.

Die Gespräche begannen mit den üblichen Fragen und Antworten zu allgemeinen Themen. Erst als wir auf das Thema Berufe zu sprechen kamen, wurde die Diskussion intensiver. Da erzählte Sascha „der Große“ von seinem Handel mit Autoteilen und dass er nur die 8 russischen Automarken vertreten dürfe er jedoch selbst ein französisches Auto führe ! Beim Thema Auto liegt man bei Männern ja immer richtig. Schnell wurde dann auch die Verbindung der Leidenschaften Boule und Auto hergestellt und mit der Bekanntgabe der sich im Besitz befindlichen Automarken dokumentiert. Alle drei fahren Citroen. Nachdem sich Präsi mit seinen Peugeot auch geoutet hatte, gab er noch kurz zum Besten, dass er früher auch zwei Enten gefahren habe.

Die Ente scheint auf jeden Fall in der ganzen Welt bekannt zu sein, denn wie aus einem Munde hieß es dann bei unseren Jungs „döschewoh“ (phonetisch für 2 CV). Andrej erzählte dann noch stolz, dass sein Lieblingsauto eine Citroen DS wäre.

Mit diesem Thema lag er mit dem Präsi auf einer Wellenlänge. Der stürmte nämlich flugs in den Keller um zwei Dokumente seines eigenen Lieblingsfahrzeuges hervorzukramen !

Von der DS kehrten wir dann wieder zum Thema Berufe zurück und Sascha „der Große“ freute sich über mein Angebot, ihm eine Führung durch einen mittelgroßen Autoteilehandel in Goch zu ermöglichen.

Eigentlich sollten unsere Gäste ja zu viert angereist sein, das habe ich die ganze Zeit noch nicht einmal erwähnt. Die junge Dame, die auch als Dolmetscherin fungieren sollte war verhindert und konnte bedauerlicher Weise nicht kommen.

Wie es nun einmal im Rahmen einer Unterhaltung so üblich ist, werden auch persönliche Verhältnisse dabei beleuchtet. Bist du verheiratet ? Hast du Kinder ? Und so weiter und so fort. Diese Fragen wurden uns nicht nur beantwortet sondern mit Hilfe des Internets auch umgehend bebildert aufgearbeitet.

Auf der Homepage www.petanque.rugab es für uns viele Bilder und von unseren Freunden die dazu gehörigen Erläuterungen zum „Who is who?“ ! Es wurde verdammt spät für jemanden der um 05.00 h wieder aus der Koje muss

 

Montag, 23.01.2006

 

Xanten – nach den Römern kamen nun die Russen

Bedacht mit den nötigsten Informationen, machten sich Manfred und unsere Bouletouristen auf nach Xanten, um den Römern auf die Spur zu kommen. Schon bei ersten Versuch dem Manfred etwas über Xanten zu vermitteln, erblasste ich vor seinen fundierten Kenntnissen über Xanten und den gemeinen Römern im Allgemeinen. Da brauchte ich mir nun keine Sorgen zu machen, dass dieser Besuch ein Misserfolg werden würde !

Neben dem archäologischen Park, der von Jahr zu Jahr größer wird, weil immer mehr Ausgrabungen weitere Zeitzeugen der Geschichte freilegen, besuchte unsere Reisegruppe auch den Dom und das „Gotische Haus“, das nicht nur weil es zu den Sponsoren des BPV NRW gehört, sondern auch weil es ein städtebauliches Schmuckstück darstellt, besuchenswert ist !

Bevor es nun abends wieder in die Halle ging und weil die Truppe sich noch einige Getränke als Dauerverpflegung holen wollten, empfahl ich einen bestimmten Getränkemarkt aufzusuchen. Ich hatte damit schon einige gute Erfahrungen bei verschiedenen Besuchen unserer Franzosen gemacht. Vollkommen begeistert liefen diese fast orientierungslos durch die Bierregale und bewunderten die Vielfalt der Etiketten. Manfred wollte mir nicht glauben, dass wir in diesem Fall den gleichen Erfolg erzielen würden.

Was soll ich sagen, ich hatte natürlich Recht. Wir waren exakt 2 Minuten und 17 Sekunden (notariell gestoppte Zeit) in dem Markt, da schossen zwei geölte Blitze nach draußen um einen Einkaufswagen zu ergattern. So schnell, als würde man fürchten müssen, dass es wenige Minuten später auf der ganzen Welt keine mehr geben würde. Ich grinste zufrieden in mich hinein

 

Das erste Training in der Halle

An diesem Abend gab es dann das erste Training unter der Leitung von Rob. Enthusiastisch und konzentriert waren unsere „persönlichen Stars“ bei der Sache.

 

Rob zeigte sich zufrieden über so viel Bereitschaft Neues auszuprobieren und über die aufmerksame Mitarbeit.

So sollte es nun eigentlich jeden Abend weiter gehen. Ich verrate kein Geheimnis wenn ich hier an dieser Stelle eingestehe: Erstens kam es anders und zweitens als man denkt ! Insofern erspare ich mir die Beschreibung der Abende um dieses Tagebuch nicht unnötig lang werden zu lassen (gähn!!).

 

Dienstag, 24.01.2006

 

Wie bisher jeden Morgen fuhr ich völlig übermüdet ins Büro und unsere Reisegruppe besuchte an diesem Tag das Schloss Moyland bei Kleve. Außer dem, was ich den mir vorliegenden Fotos entnehmen kann, weiß ich nicht viel über diesen Besuch zu berichten.

Um 16.00 h hatten wir uns wieder in der Präsidentenvilla verabredet. Heute sollte Sascha’s Wunsch (der Große) in Erfüllung gehen. Die Besichtigung des Autoteilevertriebes. Tags zuvor hatte ich mit dem Eigentümer gesprochen und mir die Zusage geholt, dass uns ein leitender Angestellter die Firma vorführen und Rede und Antwort stehen würde. Noch nie zuvor haben wir den zurückhaltenden Alexander T. so gesprächig gesehen wie an diesem Nachmittag. Weltvergessen fachsimpelten die beiden Autoteilehändler dank des Mediums Andrej über Wasserpumpen, Auspuffe und all die Dinge von denen ich nichts verstehe !

Ich hätte gewarnt sein müssen, denn egal wo wir uns zu einer Mahlzeit einfanden, mit zielsicherem Gespür fand Alex grundsätzlich irgendwo in irgendeiner Ecke eine Autozeitschrift. Manchmal war es so, als wäre er gar nicht bei uns, dann hörte man lediglich hin und wieder das vertraute Geräusch einer Zeitschriftenseite die gewendet wird (psssst).

 
 

Mittwoch, 25.01.2006

 

Grachtenfahrt und Coffeeshop ??

Kurz entschlossen wurde am Dienstag Abend die Entscheidung gefällt nach Amsterdam zu fahren. Das bedeutete früh aufstehen, eine lange Reise und vor allen Dingen Abenteuer. Leider habe ich zu diesem Tag noch keine Fotodokumente vorliegen. Ich darf aber an dieser Stelle schon verraten, dass es „the best of Fotos“ in Kürze auf einer von hier aus verlinkten Seite geben wird. Manfred und ich, wir bitten um etwas Geduld. Es wird nicht lange dauern !

 

Donnerstag, 26.01.2006

 

Die Ankunft des Teams „Red Sail“

35 Stunden hatten Vladimir, Elena und Natalie im Zug gesessen, bevor sie des morgens ihren Mietwagen in Köln entgegen nahmen. Natürlich sind sie nicht wegen der ausgesprochen reizvollen Landschaft oder weil es so furchtbar romantisch ist mit dem Zug gefahren. Nein, es ist ganz einfach die Flugangst von ..... (das werde ich nun nicht verraten ,ich petz’ doch nicht !)

Auf jeden Fall war diese zweite Gruppe bereits um 09.15 h am Hotel, als wir noch gemütlich zu Tisch saßen und unseren Kaffee schlürften ! Schnell wurden die drei über unser Tagesprogramm informiert und gebeten, sich trotz der anstrengenden Reise an dem Ausflug zu beteiligen.

 

Landschaftspark Nord, Sea Life und Brauhaus „Zeche Jacobi“

Heute sollte es zwei Highlights geben. Das eine lieferten die Rochen im Sea Life. Das andere Andrej und Sascha (der Kleine).

 

Zunächst ging es in den Landschaftspark Nord in Duisburg. Dort erwartete uns eine derbe Enttäuschung. Der Hochofen war wegen der Rutschgefahr – es war nicht nur eisig kalt, sondern auch ars... glatt – gesperrt und die Rundumsicht über das Ruhrgebiet blieb uns verwehrt.

Trotzdem hinterließ die Industriebrache einen bleibenden Eindruck, vor allem aber bei uns, denn bei jeder Station erklärte uns Vladimir wozu denn die einzelnen Zeitzeugen der Industriekultur dienten. Ich bekam meinen Mund vor Erstaunen überhaupt nicht mehr zu !

Dann besuchten wir das Sea Life Aquarium wozu ich unbedingt meine Empfehlung aussprechen möchte. Noch nie habe ich ein so eindrucksvolles Seewasseraquarium erlebt. Stundenlang hätten Manfred, Alex und ich bei den Rochen zuschauen können, die sich fast zu zwei Drittel ihrer Körpergröße am Rand des gläsernen Beckens hervor hoben ! Und wenn ich es heute noch recht überlege, dann schien mich einer von ihnen angegrinst zu haben. Ich hoffe es war ein Weibchen !

 

Unsere Mägen schleppten wir mittlerweile über dem Boden hinter uns her. Unsere Rettung, das Brauhaus Zeche Jacobi war nun noch wenige hundert Meter entfernt, als Elena und Natascha jeglichen weiteren Schritt verweigerten. Sie wollten einkaufen in dem Kaufparadies daaaa !! Ab hier trennten sich dann die Wege der Geschlechter, die mit sofortiger Wirkung ihren Trieben folgten, Essen und Einkaufen ! Um 17.00 h treffen wir uns hier wieder, ok ???

Das Foto zeigt, wie gesellig wir Männer es hatten, ohne jeglichen Stress, bei einer zünftigen Hausmannsplatte, die alle Spezialitäten des Ruhgebietes aufbot. Es war so viel, dass selbst wir, die wir fast verhungert ankamen, es nicht alles verputzt bekamen. Ob es den Frauen im Centro auch gefallen hat, wissen wir nicht. Das Geheimnis wird sich erst lüften, wenn Vladimir die Abrechnung seiner Kreditkarte bekommt ! Es waren aber einige Einkaufstüten gesichtet worden ! Armer Vladi !!

 

Premiere in Goch

 

Die allererste Abnahme des Boule de Bronze !!

Der Anwesenheit von Alex Bauer haben wir es zu verdanken, dass eine der gerade mit Hinsicht auf die Breitensportförderung des DPV eingerichteten Maßnahmen, das Pétanque Sportabzeichen in Goch seine Premiere feierte.

Am Donnerstag Abend um ca. 18.30 h baute Alex den Parcour bestehend aus 6 verschiedenen Übungen auf den Bahnen der Halle Goch auf. Insgesamt 6 Spieler der PF Goch sollten an diesem Abend und weiter 6 am folgenden Abend die Möglichkeit bekommen, das Sportabzeichen abzulegen. Ich war dabei. Und ob man mir es glaubt oder nicht, es hat Spaß gemacht, obwohl ich vermutlich als schlechtester Teilnehmer hervorging und das Sportabzeichen nicht bestand. Ich schäme mich !!

Vier der Teilnehmer bestanden am ersten Abend aber trotzdem und am Freitag sollten diese Runde noch 2 weitere Kandidaten anfüllen. Sogar Andrej und Alex machten parallel auch mit und bestanden, als vermutlich für lange Zeit einzige Ausländer, das Deutsche Pétanque Sportabzeichen in Bronze. Als guter Verlierer beglückwünsche ich sie nachträglich dazu (heul) !

Um ungefähr 23.30 h machte ich mich auf den Weg um den ersten Teil dieses Tagebuches zu verfassen, denn in meinem Alter sollte man möglichst nicht zu lange warten, seine Erinnerungen zu Papier zu bringen

Um ca. Mitternacht gab es dann den Anruf von Evgeney. Er war in Goch ! Wo ? Tja, das wusste er nicht so genau, aber den Weg vom Frankfurter Flughafen hierher, hatte er in Rekordzeit geschafft. Vermutlich wollte er auch noch eine Kugel werfen, bevor er zu Bett gehen sollte ! Man lotste ihn zu McDonalds und sammelte ihn dort auf !

Evgeny ist der Präsident des russischen Verbandes und als wohlhabender Geschäftsmann ständig in Europa und den Vereinigten Staaten unterwegs. Er erscheint, wie mir angetragen wurde, deshalb oft erst auf den letzten Drücker.

 

Freitag, 27.01.2006

 

Die längste Theke der Welt

Ich bin zu spät. Am liebsten wäre ich auch im Bett liegen geblieben. Ich fühle mich völlig ausgepowert. Aber heute haben wir ja den Ausflug nach Düsseldorf vorgesehen ! Also rufe ich an und sage Bescheid, dass es etwas später werden wird, ich muss ja noch tanken ! Ich rufe Manfred an. Nicht schlimm sagt er, sie frühstückten ja noch ! Etwas schneller als üblich fahre ich zur Dieseltränke und anschließend zum Hotel. Alex begrüßt mich mit den Worten: „Wir haben ein Problem!“

Der eine Teil (weiblichen Geschlechtes) der Gäste möchte gerne nach Düsseldorf zum .... shoppen. Der andere Teil (reden wir nicht mehr über die Geschlechter) möchte lieber in die Halle, trainieren, um Samstag fit zu sein. Und Manfred muss dringend einen Auftrag bearbeiten. Und Dimitri muss in Düsseldorf vom Flughafen abgeholt werden.

Mein Vorschlag: Manfred setzt sich bei uns ins Wohnzimmer und arbeitet bis zum Mittag. Alex holt Dimitri vom Airport ab und überlässt vorher die Frauen der großen Versuchung „Kö“. Ab 16.00 h dann Training für alle und Abnahme der zweiten Serie „Boule de Bronze“.

Alles klappt wie am Schnürchen. Manfred kommt kurz vor zwei, um mit uns gemeinsam essen zu gehen und um ca. 16.00 h sind wir auch wieder in der Halle. Lediglich die „Kö-Fraktion“ lässt auf sich warten. Kurzum, als ich um 17.30 h die Halle verlasse um zur BPV Vorstandssitzung zu fahren..... waren sie immer noch nicht da .

Aus Überlieferungen weiß ich, dass dieser Abend, gemeinsam mit den Gocher Pétanquefreunden einen sehr lustigen Verlauf hatte und bis kurz nach Mitternacht, als ich zur Halle zurückkehrte, andauerte. Meine Güte, was für eine Boulebegeisterung und Ausdauer bei unseren Freunden !

Aber die längste Theke der Welt, die wir uns geschworen hatten anzusehen, hatte nun niemand erlebt !

 

Freitag, 28.01.2006

 

Mein freier Tag

Es klingt so schön wenn man es ausspricht. Mein freier Tag, der Tag, den ich nutzen wollte um die Aufgaben, die sich aus der vorabendlichen Vorstandssitzung ergaben, aufzuarbeiten. Ich schaffte nur einen Bruchteil dessen was ich mir zum Ziel gesetzt hatte !

 

Unsere Gäste vergaß ich natürlich nicht. Kurz bevor wir ein Nocturne Tête à Tête Turnier in unserer Halle begannen, rief ich Manfred an und befragte ihn nach dem Erfolg unserer Freunde. Beide Teams hatten nur ein Spiel gewonnen. Als sie jedoch hörten, dass wir noch in der Halle wären und spielten, beschlossen sie uns noch zu besuchen.

 

Sonntag 29.01.2006

 

Time to say Good Bye

Heute ist der letzte Tag. Heute sind sie noch einmal den ganzen Tag über in Krefeld. Um 20.00 h haben wir bei „ter Kelling“ einen Tisch bestellt um noch einmal gemeinsam zu essen und sich dann zu verabschieden. Nach dem Mittag fuhren wir nach Krefeld zu den TOP 48 Finalspielen. Wir sahen gerade noch eine Partie unserer beiden Teams bevor sie ausschieden. Langsam, ganz langsam bröckelte nun die Gesellschaft auseinander. Natascha, Elena und Vladimir verabschiedeten sich ohne viel Aufsehen bereits um 16.30 h um rechtzeitig am Kölner Bahnhof ihren Moskau-Express zu erreichen. Erneut 36 Stunden unterwegs, nur um ein Turnier zu spielen !

 

Bei Evgeny reichte es gerade noch aus, ihm bei der Siegerehrung eine Flasche Rotwein mit auf die Reise zu geben. Sein Flieger startete kurz vor Mitternacht in Frankfurt und das bedeutete für ihn noch einige Stunden Autofahrt. Die anderen 4 blieben bis zum nächsten Tag .

Es war schon fast 21.00 h als wir bei „ter Kelling“ eintrafen. Gemeinsam ließen wir die vergangene Woche Revue passieren. Was war der schönste Tag, das schönste Erlebnis? Nachdem Andrej diese Frage übersetzt hatte, war ich doch recht erstaunt, dass sich ausgerechnet der durch geringe Fremdsprachkenntnisse auszeichnende Sascha (der Große) als erster zu Wort meldete und für sich den Abend beim Präsidenten als schönstes Erlebnis reklamierte.

Im Konsens waren sich aber alle einig. Es war eine wunderbare Woche, die eine dicke Freundschaft entstehen ließ.

Wie nicht anders zu erwarten, wurden natürlich auch noch einmal Geschenke ausgetauscht. Heute Abend sollte das Rätsel gelüftet werden, dass der Präsi dem „Dolmetscher“ (Manfred, der eben kein fließendes russisch spricht) aufgegeben hatte.

Eine gedankliche Brücke zwischen Frankreich, seinem Nationalsport Pétanque und der Boulehalle in Moskau sollte das Original französische Email Straßenschild herstellen, das der Präsi aus seinem privaten Fundus den Gästen überreichte.

 

Im Gegenzug überreichten „unsere Jungs“ mir eines der limitierten (insgesamt nur 25 Stück) WM-Tshirts 2005.

 

Ja, und nach dem Essen ging es dann ans „Eingemachte“, den schwersten Momenten. Allein die Tatsache, dass Andrej und Sascha (der Große) ihre Steigerhemden trugen, trieb mir fast die Tränen in die Augen. Diese damit dokumentierte Verbundenheit zum Ruhrgebiet (meiner Heimat) machte mich ganz ergriffen.

Aber wie sagt man hier am Niederrhein „Watt mott dat mott!“ ! Wir starteten also den Reigen der Verabschiedung nahmen uns herzlich in die Arme und konnten die eine oder andere Träne nicht verbergen. Der einzige Trost war dann halt, dass man sich im Juli in Russland wieder sehen würde.

Nun ist das Tagebuch, gerade wie mein Telefoninterview mit der sympathischen Laura, die alles über mein nicht vorhandenes Fernsehverhalten wissen wollte und dabei so nett und geduldig war, viel länger geworden als beabsichtigt. Aber ich schwöre euch, ich könnte noch viel, viel mehr darüber berichten ! Und das, das kann ich dann auf dem Flug nach Moskau gut nachholen.

 
Berthold Perret
(Präsident BPV NRW)