Boule und Pétanque Verband Nordrhein-Westfalen e.V.

Russlandfahrt - Teil 1: Die Anreise

  Foto schließen              Zurück                    Weiter        

...und meine Bank ist auch schon da
 
Vorschaufotos - Fotos: Berthold Perret
Pulkovo 1 - national Airport
Wir werden von Sasha und Dimi abgeholt
Überraschend viele westliche Fahrzeuge
Beyond the thunderdomes
...und meine Bank ist auch schon da
unser "kleines Taxi"
Die Etage unter uns !
Eingang zum "Nevsky 90"
Bitte nicht anlehnen !
Sauberes Bett - gute Matrazen - gepflegter Raum
voll geflieste Dusche - jeden Tag peinlichst genau gereinigt !
Vera von der Rezeption - ein echter Schatz !

 

Russlandfahrt - Teil 1: Die Anreise

 
 
- eine Zusammenfassung des einwöchigen Aufenthaltes in Russland -
 

Die Flucht vor der Hitze nach St. Petersburg

 

Wir haben die ganze Nacht nicht geschlafen. Nicht etwa vor Aufregung. Nein, nein. Weil es so wahnsinnig heiß war. 31 Grad um ca. 01.00 h in der Früh im heimischen Schlafzimmer. Unmenschlich, unerträglich. Unser Blick auf die Wetterkarte von St. Petersburg im Internet versprach deutlich angenehmere Temperaturen, ja sogar Regen !

Um 05.30 h sind wir dann auf. Marie-Annick und Bernard (aus Redon / F), Bianca und ich. Schnell einen Kaffee und Tee, dann die Klamotten ins Auto und rauf auf die Autobahn. Erst die A 57 und dann wegen des Staus auf der A 40 über die A 42. Pech gehabt. Auch hier staut sich wegen eines Unfalles der Verkehr auf 3 km. Ruhe bewahren. Ich hasse solche Situationen! Das erste Mal nehme ich besorgt und genervt zugleich den Kontakt zu unseren Mitreisenden aus Düsseldorf, Anke und Jürgen auf. Die sitzen noch beim Frühstück. Haben die beiden keine Sorge? Der Stau zieht sich, aber wir kommen durch. Es fließt endlich … bis bei Düsseldorf und später noch einmal bei Köln der Verkehr sehr zähfließend wird. Die Zeit rennt und rennt. Wie spät ging noch mal der Flieger? Ach ja, 11.00 h und noch was.

Am Flughafen treffen wir Anke und Jürgen. Die Gruppe ist vollständig, die Stimmung prima und unsere Zeitplanung doch noch voll im grünen Bereich. Es bleibt genügend Zeit für einen Kaffee und letzte Absprachen. Ob des für uns alle noch unbereisten Reisezieles beschleicht uns doch eine gewisse Unsicherheit. Was erwartet uns dort? War es sinnvoll, die Fotokamera mitzunehmen? Haben wir auch nicht zu viele Devisen dabei? Unsere Blicke kreisen durch die Wartehalle und wir mustern die Mitreisenden.

Endlich wird unser Flug aufgerufen und wir dürfen zu unserem Gate 81. Natürlich drängelt sich da wieder einmal jemand vor und marschiert auch noch von Erfolg gekrönt an einer ganzen Kolonne vorbei. Keine alte Frau! Keine kleinen Kinder! Aber vermutlich Einkaufs-Kassen-Schlangen erfahren.

Im Airbus A 319 der Germanwings, der nicht nur einfach sauber sondern auch noch ziemlich neu aussieht, sitzen wir wegen des Gedränges nun alle getrennt. Pünktlich heben wir ab. Unser Flug soll knapp 2 Stunden und 40 Minuten dauern. Mit der Zeitverschiebung von 2 Zeitzonen, also zwei Stunden, werden wir dann folglich so gegen 16.00 h in St. Petersburg auf dem Flughafen Pulkovo 1 landen.

Der Flug verläuft prima. Absolut ruhig, ohne Böen und Luftlöcher. Sogar der Druckausgleich im Steig- und Landeanflug funktioniert in diesem Airbus so gut, dass ich noch nicht einmal meine eingesteckten Kaugummis kauen muss. Wir fliegen über Hannover, Rostock, Bornholm und die Ostsee bis zum östlichen Rand der Ostsee.

Knappe 20 Minuten vor der Landung verteilt die freundliche Crew die Einreiseformulare, die die Zollabfertigung betreffen. Alles in Russisch, kann man nicht lesen. Deutsche Vordrucke hatten sie keine mehr. Glücklicherweise ist man bei Germanwings gut darauf vorbereitet und verteilt gleichzeitig Kopien der Vordrucke mit deutschen Kommentaren. Was die alles wissen wollen! Um Gottes Willen, was trage ich denn da ein? Unsere beiden Franzosen sind total überfordert. Bernard hüpft von einer Reihe zur anderen und befragt abwechselnd den Jürgen, die Flugbegleiterin und mich. Ohne Erfolg. Wir haben alle selber mit diesem Formular zu kämpfen.

Die Freude nach der Landung hält sich bei mir in Grenzen. Der erhoffte Regen und die ersehnte Kühle gibt es leider nicht. Das Wetter ist durchwachsen aber dennoch warm. Am Ende der Gangway warten Busse. Sehen gar nicht so alt aus, wie erwartet. Wenn man drin sitzt, oder steht … hört sich das ganze schon etwas anders an! Wir fahren zum Terminal 1, der eigentlich für nationale Flüge vorgesehen ist. Seitdem aber Germanwings auch St. Petersburg anfliegt, finden hier auch internationale Abfertigungen statt.

Wie in einer Schafsherde folgen wir der Masse in einen Raum mit einer Kuppel, die an den Thunderdome aus dem gleichnamigen Film erinnert. Rechts stehen vier Käfige, darin sehe ich vier aufrecht sitzende, streng anmutende Russinnen. Die lange Schlange lässt zu, dass ich gemeinsam mit Bernard endlich seine Formulare ausfülle. Dabei müssen wir uns aber schon verdammt beeilen denn die Schlange verkürzt sich viel schneller als wir es vermuteten. Kurz bevor unsere Frauen den Schalter erreichen haben wir es geschafft. Ich bin dran. Ich lege der strengen Dame meinen Pass mit allen Formularen vor und frage mich, was sie nun wohl zu bemängeln hat. Ich lächele sie an. Und da geschieht es, sie lacht zurück. Wow, denke ich, alles gar nicht so schlimm hier, nehme meinen Pass nach eingehender Kontrolle wieder entgegen und husche durch den Weg zwischen den Käfigen um mich hinter ihm aufzubauen und mir das Prozedere von der anderen Seite anzuschauen. Nun ist meine Hulda dran. Der Pass wird in ein Lesegerät geschoben und alle Daten, inklusive des Fotos erscheinen auf dem Flatscreen Monitor. Die gestrenge Lady im Käfig vergleicht, tippt und stempelt ein wenig und schon ist man fertig.

Wir warten bis alle sechs durch sind und gehen zum Laufband auf dem unsere Koffer ankommen werden. Anke und Jürgen haben als erste ihre sieben Sachen zusammen. Marie-Annick und Bernard folgen. Bianca sitzt auch schon auf ihrem Köfferchen, nur ich, ich warte noch. Ich muss auch noch länger warten, denn Geschwindigkeit wird in Russland anders definiert. Irgendwann, nach langer langer Zeit, kommt er dann schließlich. Mittlerweile haben wir auch den großen Sascha (Trushin) schon gesehen, der uns in Empfang nehmen wollte.

Wir verlassen die Abfertigungshalle und begrüßen unseren Freund indem wir ihn umarmen. Marie-Annick und Bernard halten sich dabei ebenso zurück wie auch Anke und Jürgen, die unseren Freund ja noch gar nicht kennen. Sascha hat einen Angestellten mitgebracht. Dimitri ist der zweite Fahrer, der uns zum Hotel begleiten wird. Mit Ach und Krach bekommen wir die Koffer in Sascha's neuen Citroen. Bei Dimi stellt sich die Sache etwas komplizierter dar. Der Kofferraum ist voll. Darin liegt alles was man so gewöhnlich zum Bau eines Autos benötigt, inklusive der Ersatzteile. Sascha springt mit einer nigel nagel neuen Straßenkarte herbei und möchte damit unsere Koffer schützen. Neiiiiinn Sascha, das ist doch wirklich nicht nötig.

Unser erster Eindruck von Pulkovo 1 ist, dass er sich ziemlich modern darstellt. Viele westeuropäische Fahrzeuge, überdurchschnittlich viele große darunter und breite Zu- und Abfahrtswege. Dimi fährt los und vermittelt uns mit seiner Acceleration den Eindruck, dass wir immer noch im Airbus A 319 sitzen. Der anschließende Bremstest, weil von rechts einer angeschossen kommt, läßt mich die Gurte in diesem Fahrzeug - was ist das noch einmal für ein Modell - enorm vermissen. Nicht, dass ich Angst habe. Nein, ich musste sowieso dringend pinkeln ☺

Lange kann Dimi sein anfängliches Tempo nicht durchhalten, denn schon nach wenigen Kilometern, so zu sagen an der Stadtgrenze von St. Petersburg, steht der Verkehr. Das gibt uns Gelegenheit die vielen Bauwerke rechts und links der Strasse anzusehen. Es handelt sich in diesem speziellen Fall um Industriebetriebe. Da ist alles vertreten was in Europa und der übrigen Welt Rang und Namen hat. Von Coca Cola bis zur Metro, alles was das Herz begehrt.

Im Schneckentempo erreichen wir das Zentrum, vorbei an etlichen Büsten, Obelisken und Triumphbögen, die an die unterschiedlichsten Epochen, die diese Stadt erlebt hatte, erinnern. Gewaltig und gleichsam auch schön. Hier hatte gerade eine Woche zuvor noch der G8 Gipfel stattgefunden. Hier sind vermutlich auch Putin, Bush und Merkel entlang gefahren, allerdings, so Dimi, auf leeren Strassen, die hier dann kurzerhand für 24 Stunden gesperrt worden waren.

Die Zeit wird nun plötzlich zweitrangig. Wie spät ist es, als wir unser Hotel erreichen? Keine Ahnung.

Nevsky 90, so heißt unser Hotel und es liegt an der Prachtstrasse, vergleichbar mit dem Champs Elysee in Paris, der Nevsky in St. Petersburg. 4 Spuren in die eine und 4 in die andere Richtung und alle voll, proppenvoll. Zu viele Eindrücke folgen zu schnell aufeinander als dass wir gedanklich sinnvoll etwas ordnen können. Wir suchen unser Hotel. Da!! Ein Schild, "Nevsky 90"! Aber sieht das nach Hotel aus? Da ist eine Parfümerie, ganz unten im Parterre und darüber ein Internet-Cafe. Im Keller eine Disco. Und das Hotel?

Nachdem wir den Eingang gefunden haben betreten wir durch einen kurzen Schlauch ein Treppenhaus, so breit, dass es an eine Freitreppe eines Schlosses erinnert. Das Treppengeländer ist alt und aus einem Mix von Holzführung und Stahlrohr. Schön, aber alt. Die erste Tür im Halbgeschoss führt zu einem Reisebüro, die nächste in das Internetcafé. Danach kommt zwei Halbetagen nichts und dann, ganz oben, dort wo der Putz bereits von der Decke fällt und das Geländer besser nicht mehr angefasst werden sollte, die Eingangstür zum "Nevsky 90".

Wir klingeln, die Tür öffnet sich und wir gelangen in eine andere Welt. Ein Märchen? Alice in Wonderland? Das was sich uns dort eröffnet sieht nicht schlecht aus. Ein langer Gang führt offensichtlich über, in einen vollkommen unterschiedlichen Gebäudeteil. Die Rezeption scheint Kilometer weit entfernt zu sein - zumindest beim ersten Mal. Eine freundliche junge Dame empfängt uns, nimmt uns zwecks Registrierung unsere Pässe ab und weist uns unsere Zimmer zu. Es läuft wie am Schnürchen. Und woher nehmen wir nun Geld? Ich meine die Rubel, die wir dringend nötig haben, um zu Abend essen gehen zu können!

Gegenüber des Hotels habe ich einen Bankautomaten gesehen und Jürgen erklärt sich bereit zu versuchen Geld zu ziehen! Er verschwindet, um kurze Zeit später Freude strahlend, mit der Nachricht, dass der Automat sogar Deutsch spräche, wieder zu uns zurück zu kehren. Wir können also essen gehen!

Ende von Teil 1

Berthold Perret
(Präsident BPV NRW)