Boule und Pétanque Verband Nordrhein-Westfalen e.V.

Russlandfahrt - Teil 5: Peterhof

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Team Europa
 
Vorschaufotos - Fotos: Berthold Perret
Die Einschreibung wird vorbereitet
Anna (links) und Katia (rechts)
Es kann losgehen
Die Fanny hängt auch schon
Aufbau der Getränketheke
Vera (Mutter von Piotr) bedient den Rechner
Die Frühstücksverpflegung
Rudik (André) bereitet die Bahnen vor
Eräffnung durch die Präsidenten Evgeny und Ruslan
Die Teams Kaluga 1,2 und Team Los Ninos
Team Kiss (Bildmitte)
Team Germering (Bildmitte)
Team Deutschland
Team Buddy
Team Europa
Team 3D
Team Doktor (ach so schreibt man das?)
Versöhnung nach dem Spiel :-)
oft wurde aber auch um ein Erinnerungsfoto gebeten
Pausenbier (von den 240 Litern)
Die Verpflegungsstation war durchgehend geäffnet
Die Wasserzapfsäule lieferte warmes und kaltes Wasser
rechts Elena unsere Glücksbringerin
ab dem Mittag wurde ein Buffet errichtet
Youri bemerkt nicht das Carreau vor ihm
Jürgen vom Team Deutschland, den Vizemeistern
Alex Bauer, Tireur seines Teams
Andreij (der General) vom Team Petergof
Ruslan, vom gleichen Team
Team Petergof (Peterhof)
Team Diplomat - Studie
Manfred Kuhn
im Hintergrund das Team Kaluga wartet auf Team Europa
Team Deutschland beim Spiel in der Vorrunde
ein Kaluga Spieler
unverkannbar Ruslan
unverkennbar Bernard
in der Konzentrationsphase
Erläuterung des Spielzuges
Anton
Sie sind schon geschafft !
Ruslan wäre es wohl auch lieber schon fertig zu sein !
Das Finale ist beendet
Gratulation
Vera's Bruder
der dritte Platz Team Petergof
Zweitplazierte Team Deutschland
Sieger 2006 Team Europa mit Bürgermeister und Pokal
Gruppenfoto
der angekündigte Trikottausch
deutsch russische Freundschaft
oder findet ihr nicht ?
und dann kam der echte Champus !
Bianca, wie man sie noch nie sah! Sie trank!
Anke vom Team Petergof auch !
der Kelch ging an niemandem vorbei :-)
zum Abschied überreichten die Germeringer die bayerische Flagge
und dann wurde geherzt
und posiert
zu unserer Überraschung gab es auch noch ein Feuerwerk
Bernard genoss die Situation
Bianca und Andreij
Abschiedsfoto des Damen-Nationalteams
Sasha muss auch zum Zug
Bianca freut sich mit Rudik
Sasha (der Große) bückt sich für Bianca
Ruslan lacht für Bianca
Piotr (Peter) zeigt stolz sein neues Shirt
Evgeny werden wir wohl bald wieder in Deutschland sehen
 

 

Russlandfahrt - Teil 5: Peterhof

 
 
- eine Zusammenfassung des einwöchigen Aufenthaltes in Russland -
 

Die Flucht vor der Hitze nach St. Petersburg

 

Die Nacht war wieder erholsam. Im Vergleich zu good old Germany können wir hier nachts richtig gut schlafen. Es ist am Tage zwar ebenfalls sehr heiß, kühlt jedoch während der Nacht auf angenehme Temperaturen ab.

Wir haben uns heute um 07.30 h bereits wecken lassen. Um 09.00 h stehen die Taxis vor der Tür, hoffen wir. Um 08.00 klopfe ich bei den anderen und gehe frühstücken. Ich brauche nicht lange zu warten bis das alle anwesend sind. Heute hat Dasha (Abk. für Natasha) Dienst. Sie händigt mir kurz vor 09.00 h einen Zettel mit den Beschreibungen der beiden Taxis aus. Nr. 399 schwarz und 547 grau. Ich denke, das sind die Nummern der Taxen. Ist aber nicht so. Es sind die Nummern der Autokennzeichen. Die alphanumerischen Kombinationen sind auch sehr übersichtlich. Die Kennziffer für St. Pete ist entweder die 78 oder die 98. In großen dicken Lettern hebt sich dann die Registriernummer von der übrigen Kennzeichnung ab. Leicht zu erkennen.

Unsere beiden Taxifahrer sind wie alle anderen Taxifahrer Hasardeure, kennen sich aber hervorragend in ihrer Stadt aus. Sollten sie auch, denn wir haben einen Festpreis vereinbart. 900 Rubel pro Taxi. Die beiden, von einem Taxiunternehmen, verfolgen sich gegenseitig und weil der Preis üblicherweise nach der vergangenen Zeit berechnet wird, haben sie es recht eilig. Unser Fahrer ist ein grimmiger Typ um die 35, der kein Wort mit uns wechselt, sondern die ganze Zeit über nur telefoniert oder SMS'en versendet. Während der Fahrt versteht sich! Der andere Fahrer ist um die 55 und scheint sich mit den anderen recht gut zu unterhalten.

Bianca und ich kennen den größten Teil der Strecke schon von gestern. Da dauert es dann nicht mehr so lange und man kann das eine oder andere bereits erklären. Gut, meine Mitinsassen verstehen mich, aber unser Griesgram am Steuer will partout nichts annehmen. Wir müssen zum St. Petersburg prospekt Nr. 4 in Peterhof! Keine Regung. Ich versuche es mit Handzeichen und stelle erfreut fest, dass sich seine Augen bewegt haben und er seinen Mundwinkel kurz angehoben hat. Er lebt zumindest noch.

Fast an der gleichen Stelle, an der Arkadi uns gestern raus gelassen hat, steigen wir wieder aus und laufen auf die gegenüber liegende Seite des "prospekts". Eigentlich sollte das Turnier ja im Park des Schlosses von St. Peterhof gespielt werden. Der G8 Gipfel hat aber offensichtlich die gesamte Planung unserer Freunde durcheinander gebracht. Nun befinden wir uns nahe einer Siedlung und einer Schule, die wie eines der vielen Schlösser in dieser Region aussieht.

Wir kennen niemanden der hier anwesenden Personen. Die meisten stehen bereits auf dem Platz und werfen ihre Kugeln. Hier ist aber nicht viel zu sehen. Kein Podium, keine Verpflegung, keine Einschreibung, gar nichts !! An einem der herumstehenden Autos erkenne ich zumindest unseren Sascha und auch Arkadi. Scheint ja dann doch wohl richtig zu sein.

Ein weiteres Auto fährt vor und ein Mann steigt aus, den ich zunächst nicht zuordnen kann. Kurz darauf fährt ein Militärtransporter vor. Zwei uniformierte Soldaten steigen aus und bleiben für mich völlig überraschend hinter ihrem LKW stehen. In lockerer Haltung, das hätte ich ja nie erwartet, schmoken sie sich erst einmal eine Zigarette. Die sind hier noch bezahlbar. Eine teure Schachtel kostet ca. 40 Rubel (erinnern wir uns an den Kurs) und die preiswerteste die ich hier gesehen habe, war für 8 Rubel (eine Schachtel mit 20 Zigaretten darin) zu haben. Nun kommt auch der andere Mann wieder ins Bild und spricht mit den beiden Soldaten. Er erteilt Instruktionen.

Die Soldaten beginnen den Laderaum ihres LKW's zu entladen. Tische und Bänke, Kühlschränke und Wasserspender. Alles mögliche kommt da raus und wird von den jungen Kerlen an Ort und Stelle getragen. Unsere Freunde helfen dabei mit.

Mittlerweile ist aber die Zeit schon so weit fortgeschritten, dass an ein pünktliches beginnen des Turnieres nicht mehr zu denken ist. Glücklicherweise haben wir ja momentan die weißen Nächte von St. Petersburg, da können wir ja bis tief in die Nacht spielen. Aber wir hätten schon noch etwas länger liegen bleiben können! Wer weiß, ob wir nun fit genug sind.

Wir wärmen uns ebenfalls auf, werden jedoch durch eintreffende Bekannte, die wir natürlich gerne begrüßen, ständig unterbrochen. Plötzlich wird das Zeichen zur Einschreibung erteilt. 1000 Rubel plus pro Person 300 Rubel für Speis und Trank. Ganz schön viel denkt wohl jeder von uns der in den letzten zwei Tagen schon erzählt bekam wie hoch hier die durchschnittlichen Einkommen sind, ohne zu wissen, was uns noch erwartet! Den ganzen Tag über werden wir mit russischen Spezialitäten versorgt. Vom gefüllten Brötchen über Trockenfisch bis hin zu Erdnüssen und Pistazien war alles in reichhaltiger Auswahl vorhanden. Insgesamt 240 Liter leckersten Bieres werden von den Teilnehmern an den beiden Turniertagen getrunken. Weitere beliebte Getränke sind Tee und Kaffee. Im Anschluss an den ersten Tag des Turniers wird dann vom General höchstpersönlich Schaschlik gegrillt. Wir lassen uns kulinarisch richtig verwöhnen. Als wir des Nachts mit dem Taxi wieder zurück fahren, bin ich so voll gestopft, dass ich mich fast nicht mehr bewegen kann!

An dieser Stelle möchte ich mit der freundlichen Genehmigung von Alex Bauer seine persönliche Berichterstattung über den Turnierverlauf einfließen lassen. Alex hat es so treffend beschrieben, dass man es fast nicht besser beschreiben kann.

4. Offene Russische Triplette-Meisterschaft
28 Triplettes, Schaschlik-BBQ und 250 Liter Bier...

Peterhof, 22./23.7.2006: Wie im letzten Jahr nahmen auch in 2006 wieder 28 Triplette-Teams an den Offenen Russischen Meisterschaften um den Bürgermeisterpokal der Stadt Peterhof teil. Teams und einzelne Spieler aus folgenden Nationen kamen: Russland, Ukraine, Weißrussland, Moldawien, Belgien, Holland, Frankreich, Deutschland und Marokko. Die russischen Teams, die naturgemäß in der Mehrzahl waren, rekrutierten sich aus Städteteams wie z.B. Kaluga, Moskau, St. Petersburg, Peterhof, Pavlovsk etc.

Schnell zählten aber die anwesenden deutschen Teams zum Favoritenkreis. Die zwei bayerischen und zwei nordrheinwestfälischen Teams verschafften sich bald ersten Respekt, und am Ende des ersten Tages, der in 4 Großgruppen à 7 Teams gespielt wurde, hatten sich drei dieser Teams für die Runde der besten Acht qualifiziert (Plätze 1 und 2 der Großgruppen).

Die Germeringer Triplette mit Elisabeth, Fred und Thomas trat am Sonntag im B-Turnier (Plätze 3 und 4 der Großgruppen) an und belegte dort einen respektablen Fünften Platz. Die, die am Samstag noch 5., 6. oder 7. gewesen waren, spielten am Sonntag im C-Turnier. Jürgen, Anke und Alfred (aus NRW, = sog. Team Deutschland), Berti, Bianca (PF Goch) und Bernard (Franzose) (= Team Europa) sowie Jörgen, Manfred und Alexander (Regensburg) (= Team Kiss, Titelverteidiger 2005) hatten es ins A-Turnier geschafft.

Nach Modus wurden die acht verbliebenen Teams in zwei Vierergruppen aufgeteilt, deren Gruppenzweiten am Sonntagabend das kleine Finale um Platz 3 und deren Gruppensieger das Finale der Meisterschaft bestreiten sollten.

Team Deutschland (Jürgen, Anke und Alfred) bekam es in Gruppe A-1 mit gleich 3 Teams aus Peterhof/Petersburg zu tun. Sie lösten ihre Aufgabe souverän (3:0, 39:20) und belegten nach den 3 Spielen dieser Gruppe Rang Eins vor Team Petergof (mit Vereinspräsident Ruslan Svetlichev, sowie dem "General" und seiner Frau Anna, 2:1 und 31:32). Dritter der Gruppe wurde mit 1:2 Siegen und 29:38 Spielpunkten Team Boduny (Sascha Trushchin, Rudik und Vitaly), die Jungs, die das Regensburger Team Kiss noch am Vortag in einem der spannendsten Begegnungen des Vortags mit 11:13 hatten schlagen können. Vierter der Gruppe A-1 wurden schließlich die Peterhofer um unsere Freunde Nadja und Piotr (0:3, 30:39) im Team Ruletschki.

Der russische Bericht auf www.petanque.ru spricht im Zusammenhang mit der Besetzung von Gruppe A-2 sicher stark übertrieben von einer "Todesgruppe". Doch in der Tat sind die Teilnehmer und Ergebnisse dort eine Betrachtung wert:

Team Kaluga-1 (russischer Mannschaftsmeister 2005), Team Buddy mit RPF-Präsident Evgenyi Ossokin und Bruder Sascha (alles WM-Spieler 2003-2005 und amtierender russischer Mannschaftsmeister 2006), sowie verstärkt mit dem Marokkaner Anoar aus der Botschaft in Moskau, den Regensburger Titelverteidigern vom Team Kiss - Manfred und Alexander (mit Jörgen verstärkt) und dem 'internationalen' Team um BPV NRW-Präsident Berthold Perret, seiner (holländischen) Frau Bianca und dem aus Redon/Bretagne stammenden Boulefreund und Pétanquecrack Bernard Couny (natürlich Team Europa) waren echte Knallerbegegnungen vorprogrammiert:

In Runde Eins traf Kiss (= Regensburg) auf Kaluga und siegte klar mit 13:4. Buddy und Europa lieferten sich einen mehr als dreieinhalbstündigen Kampf (= längstes Pétanquespiel, das je in Russland gemessen wurde), bevor 'Bertis Buben und Mädel' (bzw. Bernard und Bianca) (= Europa-Team) mit 13:11 knapp die Oberhand behielten. Unsere Regensburger, deren erstes Spiel so schnell gewonnen war, dass man 3 Stunden in der Mittagshitze auf den nächsten Einsatz warten musste, versagten danach, einen wahren Erschöpfungszustand auslebend, gegen ein engagiertes und wirklich gut aufspielendes Moskauer Buddy-Team mit 3:13. Alle Hoffnungen, den Titel vielleicht verteidigen zu können, waren geschwunden, zumal Team Europa auch sein zweites Spiel (gegen Kaluga) nach zähem Ringen 13:10 gewann.

Team Buddy - unser Moskau-Casablanca-Verbund bekam es nun mit Kaluga zu tun, dem traditionellen Angstgegner aller Moskauer Pétanquespieler. Und wieder ging der Provinzverein um Präsi Aleksandr Okunev mit 9:1 in Front, bevor die Ossokin-Brüder und der Konsulatsangehörige Anoar aus Marokko doch noch und mit letzter Kraft 13:12 gewannen. Zeitgleich kam es erstmals zu einer deutsch-deutschen Begegnung, als Europa (Goch & Redon/F) auf Kiss (Regensburg) traf. Den Bayern hing scheinbar noch die Niederlage gegen ihre Freunde aus Moskau nach, jedenfalls lag das deutsch-holländisch-französische Trio rasch mit 7:0 und 10:2 in Front. Fast unmerklich verschob sich danach aber Spielanteil und taktisches Geschick zugunsten der Ostbayern, die ihr schwächeres Legen durch aggressiveres Spiel zu kompensieren suchten (manche Stimmen behaupten auch, dass zuletzt die von Piotr angelieferten kühlen Biere den Umschwung brachten ;-)

Jedenfalls spielten die Regensburger danach fast fehlerfrei und siegten verdient 13:11. Erst jetzt stellte sich heraus, wie knapp die Tabelle am Ende in dieser Gruppe Finalisten und Gruppendritten trennten: Team Europa war mit 2:1 Siegen Erster (37 Spielpunkte, dir. Vergleich zugunsten Europa), Buddy mit 2:1 Siegen Zweiter (37 Spielpunkte, verloren dir. Vergleich gegen Europa), Dritter Team Kiss mit 2:1 Siegen und 29 Spielpunkten, Vierter Team Kaluga-1, die mit zwei knappen und einer klaren Niederlage heimfahren konnten.

Im darauf folgenden Spiel um Platz 3 zwischen St. Petersburg/Peterhof (Team Petergof) und Team Buddy Moskau sah es lange Zeit nach einem 'standesgemäßen' Sieg der Hauptstädter aus, die 3:11 in Front lagen. Mit der wachsenden Unsicherheit, den Flieger abends noch nach Moskau verpassen zu können, versagten den Ossokins und Co. mit zwei Aufnahmen die Nerven: Die Lokalmatadoren machten mit zwei Fünferpäckchen Schluss und hatten doch noch 13:11 gewonnen. Die Moskauer konnten so immerhin noch ihren Flug erreichen.

Das Finale, das zeitgleich zum Spiel um Platz 3 ausgetragen wurde, war wie bei einer WM auf 15 Gewinnpunkte angesetzt. Team Deutschland lag nach einer Aufnahme schon 0:5 zurück, kämpfte sich noch einmal zu einem 8:7 heran und unterlag schließlich mit 10:15 dem neuen Internationalen Russischen Meister 2006 - Bianca Perret, Berthold Perret und Bernard Couny von Team Europa. Gratulation!

Ergebnisse (A-B-C Doppelpoule, 28 Triplettes):

A-Turnier:
1. Europa (NRW/D & Frankreich)
2. Deutschland (NRW/D)

3. Petergof (St. Petersburg/Peterhof)
4. Buddy (Moskau)
5. Kiss (Regensburg/D)
5. Boduny (St. Petersburg/Peterhof)
7. Ruletschki (St. Petersburg/Peterhof)
7. Kaluga-1 (Kaluga)

B-Turnier:
1. RRC (Moskau)
2. Los Niños (Kaluga)
3. Empire (Moskau)
4. 3D (Moskau)
5. Germering (Germering/D)
.....

C-Turnier:
1. Show (St. Petersburg/Peterhof)
2. Doktor (Moskau)
3. BBC (St. Petersburg/Peterhof)
4. BMW (St. Petersburg/Peterhof)
.....

Diese und weitere Informationen zu dem Turnier, sowie auch den Besuchen der vergangenen Jahre findet man auf der Homepage: www.ratisbonne.de, der Seite des BC Ratisbonne (Regensburg).

Nach dem Turnier und der Siegerehrung soll nun eigentlich ein Empfang im Foyer einer französischen Hotelkette stattfinden, der aber nun wegen der fortgeschrittenen Stunde und der überstürzten Abreise des russischen Verbandspräsidenten (er muss sein Flugzeug nach Moskau unbedingt noch erreichen) ausfällt. So richtig böse sind wir darum nicht, denn schließlich haben wir allein bei dem ersten Spiel heute fast vier Stunden in der sengenden Hitze gestanden und das schafft einen doch enorm. So beschränkt sich die Feierlichkeit auf eine abschließende Ansprache Ruslan's, des Präsidenten des St. Petersburger Vereines und der feierlichen Überreichung des Wanderpokals durch den Bürgermeister von Peterhof.

Schon am Morgen bereitet Anke ihren nun folgenden Trikottausch mit Ruslan vor, indem sie nicht nur das entsprechend große T-Shirt des BPV NRW trägt, sondern auch vorsorglich darunter etwas anzieht. Zu Ruslan's großer Überraschung geht Anke zielstrebig auf ihn zu und bietet Ruslan ihr T-Shirt an. Das hat er offensichtlich gar nicht mehr erwartet, denn er bricht in ein verlegendes Lachen aus, lässt sich aber nicht lumpen und schenkt Anke im Gegenzug das, obwohl lediglich mit Blumen gemusterte, militärisch anmutende Trikot des Teams Peterhof.

Trikottausch und Szenenapplaus, das sind Erfahrungen, die wir von unseren bisherigen Turnieren in dieser Form nicht gewohnt sind. Sie zeigen uns aber die große Begeisterung unserer neuen russischen Freunde für diesen Sport auf. Ihre Anteilnahme geht sogar soweit, dass eine ganze Reihe von Spielern, die wir auf dem Marsfeld kennen gelernt haben, an den beiden Turniertagen auch nach Peterhof kommen und alle Partien bis hin zum Finale verfolgen.

Es heißt Abschied nehmen. Die meisten Teams begeben sich wieder auf ihre Heimfahrt. Nicht alle fliegen in ihre Heimatstädte sondern reisen mit dem Zug. Zug fahren ist in Russland erschwinglich, nimmt aber wegen der zurück zu legenden Entfernungen sehr viel Zeit in Anspruch. Die 800 km weite Strecke von St. Petersburg nach Moskau wird je nach Zug mit bis zu zehn Stunden veranschlagt. Vorsichtshalber werden nun alle Teilnehmer herzlich umarmt, denn wir wissen nicht, wen wir möglicherweise in den nächsten Tagen noch einmal wieder sehen werden. Peter auf jeden Fall, bietet sich uns an, uns die nächsten Tage, bis zu unserer Abreise zu begleiten.

Sasha ruft uns ein weiteres Mal zwei Taxis und übernimmt auch dieses Mal wieder die Preisverhandlungen. 600 Rubel soll es nun pro Taxi kosten. Wir sind es zufrieden, denn mittlerweile wissen wir, dass es teurer ist aus St. Petersburg raus als dorthin zu fahren. Die Fahrzeuge von Peterhof sind auch durchweg in besserem technischem Zustand. Zumindest knarrt das Getriebe beim Einlegen des ersten Ganges nicht ein einziges Mal auf unseren Fahrten in Richtung St. Pete wogegen die Fahrten nach Peterhof eher einem Symphoniekonzert gleichen.

Auf dem Nevsky steigen wir aus, nachdem ich auf dem Weg etliche Male eingenickt war. Noch stets mit unseren Medaillen der Meister- und Vizemeisterschaft geschmückt, setzen wir uns in unser Straßencafé und trinken unser wohlverdientes Baltika 7. Fast zeitgleich beginnen Jürgen und ich dann zu lachen, weil wir noch am Abend zuvor an gleicher Stelle sitzend uns scherzhaft ausgemalt hatten das Finale gegeneinander zu bestreiten und als russischer Meister nach Deutschland zurückzukehren. Manchmal werden eben Träume wahr.

Ende von Teil 5

Berthold Perret
(Präsident BPV NRW)